

Berlin im Rausch: Hanning will nun "Panini-Album vollmachen"
Der historische Titelgewinn, der Party-Marathon mit "seiner" Mannschaft, der nächtliche Meisterempfang im Badeschiff auf der Spree: Bob Hanning genoss jeden Moment des Handball-Meilensteins der Füchse Berlin in vollen Zügen. Exakt 20 Jahre nachdem er den Hauptstadt-Klub in den Niederungen der 2. Liga übernahm, ist der charismatische Manager am Ziel: Berlin ist erstmals deutscher Handballmeister, Hannings Lebenstraum Realität.
"Ich kann das alles jetzt noch gar nicht realisieren. Das muss erstmal verarbeitet werden", sagte Hanning nach dem entscheidenden 38:33 am letzten Spieltag bei den Rhein-Neckar Löwen noch immer sichtlich ergriffen von den wilden Geschehnissen am Pfingstwochenende. Wie eine "Operation ohne Spritze beim Zahnarzt mit fünf Wurzelbehandlungen" sei das alles für ihn gewesen, zumal der Verfolger und Titelverteidiger SC Magdeburg zeitgleich deutlich (35:25) in Bietigheim gewann.
Doch Hanning wäre nicht Hanning, wenn er nicht schon in den Stunden der ultimativen Füchse-Glückseligkeit das nächste Ziel ausgerufen hätte. Für Pfingstmontag kündigte der Geschäftsführer ein "schönes Abendessen" mit den Familien und engsten Partnern an. Aber dann! "Dann", so Hanning, "ist der Fokus, das Panini-Album vollzumachen. Weil da fehlt noch ein Aufkleber, den hätten wir jetzt auch ganz gern."
Gemeint hat Hanning natürlich den Champions-League-Sieg, der am kommenden Wochenende in Köln ausgespielt wird. Auch dieser Triumph wäre für die Füchse eine Premiere - und der letzte Titel, der in der Vereinsvitrine jetzt noch fehlt. "Das Ding zu machen, wäre einfach schön. Dann brauchst du nichts mehr gewinnen", sagte Hanning, weil dann, dann sei das Album "voll".
Vom Final Four in der Königsklasse, an dem auch Magdeburg teilnimmt, wollten die Füchse-Spieler um den erneut überragenden Welthandballer Mathias Gidsel und Jaron Siewert, den mit seinen 31 Jahren nun jüngsten Meistercoach der Liga-Geschichte, dagegen (noch) nichts wissen. Der Fokus sei "weg von Köln", sagte der Däne: "Der Fokus kommt zurück, wenn wir uns am Mittwoch treffen oder so. Jetzt müssen wir das erstmal feiern. Vielleicht gewinnen wir das (die Meisterschaft, Anm, der Redaktion) nie wieder in unserem Leben. Wir müssen das feiern, wir müssen das genießen. Um das Final Four kümmern wir uns ab Mittwoch."
Am Sonntagabend genoss Gidsel, der mit 275 Feldtoren in einer Saison einen Bundesliga-Rekord aufstellte, die vielen Glückwünsche mit Tränen in den Augen. Er verwies aber auch auf seine Mannschaft mit den vielen jungen (deutschen) Spielern - und würdigte Hanning. "Bob hat 20 Jahre lang diesen Traum gebaut, jetzt stehen wir hier", sagte Gidsel: "Es waren drei Jahre Reise für mich und 20 für Bob. Das war kein einfacher Weg, es bedeutet mir sehr viel."
D.Riva--MJ