

Bundeswehr meldet massive Ausfälle von Puma-Schützenpanzern
Die Bundeswehr hat massive Probleme mit dem Schützenpanzer Puma. Nach einer Schießübung von 18 der hochmodernen Fahrzeuge sei kein einziges mehr einsatzbereit, zitierte der "Spiegel" aus einer Mail des Kommandeurs der 10. Panzerdivision, Generalmajor Ruprecht von Butler, an den Inspekteur des Heeres. Für Montag setzte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) ein Krisengespräch mit führenden Bundeswehr-Generälen an.
Die Schützenpanzer sollen eigentlich ab Januar für die Schnelle Eingreiftruppe der Nato eingesetzt werden. Da der Puma voraussichtlich bis Ende April 2023 nun nicht zur Verfügung stehen werde, werde er bei der Nato-Eingreiftruppe "bis auf weiteres" durch den alten, aber bewährten Schützenpanzer Marder ersetzt, kündigte von Butler laut "Spiegel" an.
"Während eines Durchgangs im Schießübungszentrum des Heeres sind wir in dieser Woche mit einem unerwartet hohen Ausfall an Schützenpanzer Puma bei herausfordernden Übungsbedingungen konfrontiert worden", erklärte Heeres-Inspekteur Alfons Mais zu dem Vorfall. Bis dahin hätten sich die Fahrzeuge "in Bezug auf die Einsatzbereitschaft als zunehmend verlässlich erwiesen".
"Alle Stellen im Heer wie auch das Beschaffungsamt der Bundeswehr mit der Heeresinstandsetzungslogistik und den beteiligten Industrieunternehmen führen im Moment eine umfangreiche Bestandsaufnahme durch", erklärte Mais weiter. Das Ziel sei, die Einsatzbereitschaft des Schützenpanzers so schnell wie möglich wiederherzustellen. Der Beitrag der Bundeswehr für die NATO-Speerspitze "kann weiterhin sichergestellt werden", äußerte sich Mais trotz der Probleme zuversichtlich.
An dem Gespräch mit Lambrecht sollen Rüstungs-Staatssekretär Benedikt Zimmer, Generalinspekteur Eberhard Zorn, Mais und von Butler teilnehmen, hieß es aus Kreisen des Verteidigungsministeriums. Über das geplante Krisentreffen hatte zuvor die Zeitung "Welt" berichtet.
"Die Verpflichtung gegenüber der NATO werden wir ab dem 1. Januar erfüllen", sicherte auch Zorn zu. Er habe bereits unmittelbar nach Eingang der Meldungen über die "Puma"-Ausfälle bei der Übung Gespräche mit der Industrie aufgenommen. Diese habe auch Unterstützung zugesagt.
"Nach Erstbewertung der Truppe werden wir nach Rückkehr der Puma in die Standorte sofort eine Schadensaufnahme vornehmen", erklärte Zorn weiter. Dabei würden Spezialisten der Industrie einbezogen. Das Beschaffungsamt der Bundeswehr und der Inspekteur des Heeres würden nun "alles daransetzen, den Klarstand der Puma wieder herzustellen".
Von Butler zufolge waren die letzten beiden bis dahin noch einsatzbereiten "Puma"- Fahrzeuge bei dem Manöver "nach anderthalb Stunden mit Turmdefekten" auch noch ausgefallen, wie es im "Spiegel" hieß. Die Einsatzbereitschaft der Fahrzeuge werde "zum Lotteriespiel", kritisierte demnach der Kommandeur. Die Art der Mängel seien der Truppe bereits bekannt gewesen, sie seien "allerdings noch nie in dieser Häufigkeit" aufgetreten. Bislang seien die Systeme aber nur auf Schießbahnen in der norddeutschen Tiefebene bewegt und dort "nicht übermäßig beansprucht" worden.
Die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann äußerte im "Handelsblatt" die Erwartung an die Bundeswehr, schnell zu klären, "wo der Fehler liegt und wie das Problem zu lösen ist". Der FDP-Politiker Marcus Faber führte die Ausfälle in den Zeitungen der Funke Mediengruppe auf Versäumnisse "über Jahre" bei der Bundeswehr zurück. Der CDU-Verteidigungspolitiker Henning Otte forderte Lambrecht in der "Rheinischen Post" auf, sich nicht nur um künftige Großprojekte zu kümmern, sondern auch um "die Einsatzfähigkeit, die heute notwendig ist".
A.Lorenzi--MJ