

Spannungen mit den USA: Maduro ruft Venezolaner zur Verteidigungsbereitschaft auf
Nachdem das US-Militär erneut ein mutmaßliches Drogenschmuggelboot in internationalen Gewässern angegriffen hat, nehmen die Spannungen zwischen Venezuela und den USA weiter zu: In der Hauptstadt Caracas fanden am Samstag (Ortszeit) großangelegte Militärtrainings für die Zivilbevölkerung statt. Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro rief "Millionen" Zivilisten dazu auf, im Falle eines Angriffs des "amerikanischen Imperiums" bereit zu sein, "zu den Waffen zu greifen" und Venezuela zu verteidigen.
US-Kriegsschiffe hatten in diesem Monat mehrmals angebliche Drogenschmuggler-Boote Venezuelas in internationalen Gewässern angegriffen und versenkt. Nach Angaben von US-Präsident Donald Trump vom Freitag wurden bei dem jüngsten dieser Angriffe "drei Narkoterroristen" getötet. Mit dieser Attacke stieg die Zahl der Toten durch die Angriffe der US-Kriegsschiffe auf insgesamt 17.
Anders als bei den vorherigen Angriffen machte Trump keine Angaben dazu, ob die jüngste Attacke vor der Küste Venezuelas stattfand. Dort hat die US-Marine eine kleine Flotte zur Bekämpfung des Drogenhandels stationiert. Der US-Präsident teilte lediglich mit, dass der Angriff im Zuständigkeitsbereich des Südkommandos der US-Armee erfolgt sei, zu dem Mittel- und Südamerika sowie die Karibik gehören.
Der venezolanische Verteidigungsminister Vladimir Padrino López verurteilte die US-Militärangriffe als "nicht erklärten Krieg". Dabei seien Menschen, "ob sie nun Drogenhändler sind oder nicht, in der Karibik hingerichtet" worden. Von Mittwoch bis Freitag hatte Caracas mit einer dreitägigen Militärübung auf der Karibikinsel La Orchila auf die US-Militärpräsenz reagiert.
Im dicht besiedelten Stadtteil Petare der Hauptstadt Caracas wurde am Samstag eine Hauptstraße gesperrt, Soldaten brachten dort Gruppen von jeweils 30 Freiwilligen den Umgang mit Waffen bei. Erste Hilfe und "ideologisches Denken" waren ebenfalls Inhalt der Militärtrainings für die Zivilbevölkerung. Auch in anderen Teilen des Landes, darunter den Städten San Cristóbal und Barinas im Westen, wurden militärische Schulungen abgehalten.
Unterdessen verschwand der Youtube-Kanal von Venezuelas Staatschef von der Onlineplattform. Der venezolanische Fernsehsender Telesur berichtete, der Kanal Maduros sei am Freitag "ohne jegliche Rechtfertigung" geschlossen worden. Dies sei zu einem Zeitpunkt geschehen, an dem sich die USA inmitten von Aktionen der "hybriden Kriegsführung gegen Venezuela" befänden. Es könne daher nicht ausgeschlossen werden, dass die Deaktivierung des Kanals "politischer Natur" sei.
Inmitten der zunehmenden Spannungen mit Venezuela drohte Trump dem südamerikanischen Land am Samstag zudem mit "unabsehbaren" Konsequenzen, falls es sich weigere, aus den USA abgeschobene Migranten zurückzunehmen. "Wir wollen, dass Venezuela unverzüglich alle Inhaftierten und Menschen aus psychiatrischen Einrichtungen aufnimmt, die von den venezolanischen Machthabern in die Vereinigten Staaten von Amerika gezwungen wurden", erklärte Trump in seinem Onlinedienst Truth Social.
Die US-Regierung begründete die Entsendung von Kriegsschiffen vor die venezolanischen Küste mit dem Kampf gegen Drogenkartelle. Zudem verlegte die US-Armee Kampfjets in das US-Außengebiet Puerto Rico. Der größte Einsatz der US-Marine in der Karibik seit Jahrzehnten schürte Spekulationen, dass die USA einen Angriff auf venezolanisches Territorium planen könnten.
Im Auftrag der Vereinten Nationen arbeitende Menschenrechtsexperten sprachen von "außergerichtlichem Hinrichtungen" angesichts der bislang bei dem Militäreinsatz getöteten Menschen. Sie riefen die USA auf, "sich aus ihrem gesetzlosen 'Krieg gegen den Drogen-Terrorismus' zurückzuziehen".
Die rechtsgerichtete Trump-Regierung wirft Venezuelas linksnationalistischem Staatschef Maduro vor, ein Drogenkartell anzuführen und die USA mit Rauschmitteln zu fluten. Maduro bezeichnete seinerseits den US-Militäreinsatz als "die größte Bedrohung" für Lateinamerika seit hundert Jahren.
Venezuela hatte 2019 die diplomatischen Beziehungen zu den USA abgebrochen, nachdem die USA ebenso wie zahlreiche andere Staaten Maduros damaligen Wahlsieg nicht anerkannt hatten. Washington belegte Caracas damals zudem mit Sanktionen und verhängte ein Öl-Embargo gegen das südamerikanische Land. Erst kürzlich verdoppelte Washington ein auf Maduro ausgesetztes Kopfgeld auf 50 Millionen Dollar (rund 43 Millionen Euro).
A.Galli--MJ